Nach dem Sieg in der Schlacht von York halten die Feierlichkeiten nur kurz an. Die Söhne von Ragnar Lothbrok werden gegeneinander ausgespielt, während die Spannungen ein Allzeithoch erreichen. Sie sehen sich gezwungen, sich für eine Seite zu entscheiden. Dabei geraten allen voran Ivar (Alex Hogh Andersen) und Ubbe (Jordan Patrick Smith) aneinander, während Bjorn (Alexander Ludwig) seine eigenen Pläne verfolgt. Die Engländer bündeln indes ihre Kräfte und schmieden erste Pläne, die Stadt York zurückzuerobern. Dafür schließt sich Heahmund (Jonathan Rhys Meyers) mit König Aethelwulf (Moe Dunford) zusammen.
Die Vikings-Episode Homeland hat eine aufregende, spektakulär inszenierte Actionsequenz zu bieten, die alles andere in den Schatten stellt. Der Fokus liegt darüber hinaus erneut auf dem Konflikt zwischen den Söhnen Ragnars, während die restlichen Handlungsstränge in den Hintergrund rücken.
Es hat nicht sehr lang gedauert, da fahren Serienschöpfer Michael Hirst und sein Team in der fünften Staffel von Vikings bereits die schweren Geschütze auf. Nach dem gelungen Auftakt mit der Doppelfolge „The Departed“ stürzt sich das Historiendrama nun in der Episode Homeland kopfüber ins Getümmel, so, wie wir es nur all zu gut von dem Format kennen. Dabei stellt man mal wieder eindrucksvoll unter Beweis, über was für unbestrittene, handwerkliche Qualitäten man verfügt. Das Prunkstück dieser mitreißenden Folge stellt nämlich die erste große Auseinandersetzung der Wikinger mit den Engländern in dieser Staffel dar, liefern sich beide Seiten doch einen erbitterten Kampf um das strategisch wichtige Städtchen York.
Rund um dieses Ereignis machen wir gelegentlich mal einen Abstecher zu Floki (Gustaf Skarsgard) ins „Land der Götter“, nach Norwegen zu Harald (Peter Franzen), der erst einmal die Füße still hält, oder aber auch zu Bjorn (Alexander Ludwig) und Halfdan (Jasper Pääkkönen), die an der Küste Südspaniens die nächsten Schritte ihrer Expedition planen. All diese Nebengeschichten gehen jedoch insgesamt gesehen ein wenig unter, beschäftigt uns Zuschauer in „Homeland“ doch vorwiegend die Schlacht um York, deren Folgen und die allgemeine Gemütslage zwischen Ivar (Alex Hogh Andersen) und Ubbe (Jordan Patrick Smith). Diese beiden konkurrieren um den Anführerposten auf Seiten der Nordmänner, und tatsächlich geht bereits jetzt ein Sieger in diesem Duell hervor. Aber nur, weil die erste Schlacht gewonnen ist, bedeutet das nicht, dass der Krieg schon ein Ende hat.
The favor of the Gods
Diese alte Weisheit lässt sich sowohl auf die Feindseligkeiten zwischen den Engländern, angeführt von Aethelwulf (Moe Dunford) und dem tiefgläubigen Heahmund (Jonathan Rhys Meyers), und den Wikingern anwenden, sondern auch auf das Kräftemessen zwischen Ivar und Ubbe. Deren beide Standpunkte kollidieren nun ein für alle Mal miteinander: Während Ubbe nach dem Triumph über die Engländer die Chance wahrnehmen möchte, Friedensverhandlungen voranzutreiben, hat der „Spaß“ für den ambitionierten Ivar gerade erst angefangen. Jetzt will er mehr. Und die Engländer haben sich alles nur keinen Frieden mit den Wikinger verdient. Doch der Reihe nach.
Destined for great things
Die Handlung in York beginnt damit, dass Ivar von einer namenlosen Sklavin in seiner besonderen Eigenwahrnehmung bestärkt wird und man ihm förmlich sein gesteigertes Selbstbewusstsein und den Glauben daran, dass er für Größeres bestimmt ist, ansehen kann. Mit dieser Überzeugung zieht Ivar in die Schlacht: gegen seine externen sowie internen Feinde. Es geht nur über ihn. Die Engländer haben indes einen Schwachpunkt in den Verteidigungsanlagen Yorks ausgemacht, über den sie die Stadt infiltrieren und zurückerobern wollen. All dies ist jedoch Kalkül von Ivar, der von seinem Krähennest aus den Angriff der Truppen um Aethelwulf und Heahmund beobachtet. Diese tappen wahrlich etwas naiv in sämtliche Fallen der Wikinger, welche mal wieder unterschätzt werden.
Was folgt ist ein weiteres Massaker zu Händen der Nordleute, die im Zuge einer clever orchestrierten Abwehraktion ihre Feinde in zahlreiche Sackgassen laufen lassen. Speergruben, Pfeilhagel von oben, Feuerfallen - schon bald herrscht das absolute Chaos in den engen Straßen Yorks, die die Wikinger mit ihrer smarten Taktik zu ihrem Vorteil machen. Die feindlichen Truppen trampeln sich in ihrer Panik irgendwann selbst über den Haufen und es kommt zum wilden Gemetzel untereinander, bei dem die Angreifer letztlich den Kürzeren ziehen und die Flucht ergreifen müssen, bevor sie komplett ausgelöscht werden.
Like lambs to the slaugther
Faszinierend ist hier mal wieder die packende Inszenierung und Regie, dieses Mal durch Steve Saint Leger, der lange Zeit als Second Unit Director tätig war und seit der fünften Staffel von Vikings jetzt auch selbst auf dem Chefsessel Platz genommen hat. Die nebeligen (oder besser gesagt rauchigen, ist das doch Teil des Plans der Wikinger), undurchsichtigen und beklemmende Straßen Yorks bilden den perfekten Schauplatz für einen zugegeben für uns eher wenig überraschenden Konterangriff, der jedoch hervorragend ausgeführt und packend von den Kameras eingefangen wird. Es ist ein blutiges Spektakel, das die Hilflosigkeit der Angreifer demonstriert und gleichzeitig in kurzen Momentaufnahmen zu relevanten Einzelfiguren springt, ohne dabei den Überblick zu verlieren. Ein Markenzeichen der Serie.
Der donnernde Score zieht einen komplett rein ins Geschehen, während zwischenzeitlich Aufnahmen aus luftigen Höhen (dank Kameradrohnen) uns immer wieder ein Verständnis davon geben, welches Ausmaß dieser Kampf um York hat. Inmitten der brutalen Auseinandersetzung lässt man die Zeit dann für einen elektrisierenden Moment still stehen, als Ivar zu Fall gebracht wird und in all seiner Selbstüberzeugung dem drohenden Tod entgegenlacht. Oder anders gesagt: Der Junge ist wahnsinnig. Blutgetränkt und manisch fordert er seine Gegenüber heraus, sich seiner Sache sicher, dass er unsterblich ist. Alex Hogh Andersen überwältigt einen fast mit dieser Darbietung, die jenseits von Gut und Böse ist. Was für viele Beteiligte dieser Schlacht die Hölle auf Erden ist, stellt für Ivar anscheinend eine Art Himmel dar. Er ist in seinem Element und die Kamera fängt seine perverse Begeisterung unvergesslich ein.
Show me thy way
Da staunt selbst Gotteskrieger Heahmund nicht schlecht, der sich ähnlich beeindruckend schlägt und den eigentlich nicht mehr viel davon trennt, Ivar vor Augen zu führen, dass er doch sterblich ist. Auch Heahmund scheint von einem sagenhaften Schutzkreis umgeben zu sein, natürlich zurückzuführen auf seinen bedingungslosen Glauben an den Herrn und Erlöser. Aethelwulf, der mit einem Auge stets bei seinen Söhnen Alfred und Aethelred ist, lässt sich ebenfalls nicht so schnell unterkriegen, schlussendlich müssen die Engländer aber einsehen, dass sie heute nicht nur besiegt, sondern nahezu gedemütigt wurden. Durch diesen Erfolg nimmt Ivars Status im Lager der Wikinger indes nur noch weiter zu, war es doch seine Idee, York in einzige, gigantische Falle zu verwandeln.
Bad call
Wie soll es nun weitergehen? Ubbe ergreift nach einem weiteren spannungsgeladenen Austausch mit Ivar heimlich die Initiative und sucht den Dialog mit den Engländern. Bei denen tut sich allen voran der junge Alfred (Ferdia Walsh-Peelo) hervor, der die Weitsicht seines Großvaters Ecbert „geerbt“ hat und eine friedliche Lösung als sinnvoll erachtet. Aethelwulf ist zwar erzürnt, es scheint aber so, als könnte er von einem Schulterschluss überzeugt werden. Es scheitert jedoch an Heahmund, der keine Gnade kennt, getreu der Devise „Kein Fußbreit den Heiden!“ So demütigt er Ubbe und Hvitserk, während er im gleichen Atemzug die Chancen auf Friedensverhandlung und eine diplomatische Einigung zunichte macht. Die Anspannung ist all diesen Szenen permanent greifbar, einzig die Frage, warum der als sehr resolut etablierte Heahmund im Rahmen seiner göttlichen Mission Ubbe und Hvitserk nicht gleich den Garaus macht, möchte ich mal in den Raum stellen.
Rein narrativ gesehen ist die Antwort einfach: damit es zum endgültigen Bruch zwischen den Söhnen Ragnars kommen kann und dieser Konflikt die nächste Stufe erreicht. Nachdem Ivar sich über seine Brüder Ubbe und Hvitserk vor versammelter Mannschaft lustig gemacht hat und mehr als deutlich wird, dass der Großteil der Wikinger hinter ihm und nicht Ubbe steht, trennen sich die Wege von Ragnars Nachwuchs. Es ist in der Tat ein spannendes Gedankenspiel, wie dieser wohl zu all dem stehen würde. Zum einen dürfte er Ubbes Bestreben nach Frieden und Land für seinesgleichen nachvollziehen können, kämpfte doch auch Ragnar einst dafür. Der ehemalige Wikingerkönig musste aber auch leidvoll erkennen, dass Verrat und Intrigen nicht lange auf sich haben warten lassen. Und daher wäre für ihn wohl auch die Position Ivars verständlich, der den Engländern nicht traut und gewalttätig vorgehen will.
Do your duty
Ubbe erkennt seine Niederlage an, verabschiedet sich in Richtung Kattegat und wird im letzten Moment noch von der Entscheidung Hvitserks (die fleischgewordene Fahne im Wind) überrascht, der sich Ivar anschließt. Interessanter finde ich (so zumindest mein Eindruck), dass man Ubbe in einigen Szenen zuvor, zum Beispiel, als Ivar seinem vermeintlichen Ende entgegenblickt, durchaus ansehen kann, dass sein jüngster Bruder ihm viel bedeutet. Trotz all den Streitereien der letzten Zeit sind sie immer noch eine Familie. Am Ende scheint Ubbe aber zu resignieren, als wüsste er nun ein für alle Mal, dass er Ivar verloren hat. Dieser thront indes mit einem mörderischen Grinsen über seiner Gefolgschaft und trauert dem Bruder, auf den er sich wohl immer am meisten hatte verlassen können, nicht wirklich nach. Jetzt hat er das alleinige Sagen in dieser neuen Heimat, die er nach seiner Vorstellung formen will. Nur zu welchem Preis...
Ubbe wird nun also bald wieder in seiner Heimat aufschlagen, wo es interessant zu sehen sein wird, wie es zwischen ihm und Lagertha (Katheryn Winnick) weitergeht. Ohnehin werden gerade ein paar spannende Vorkehrungen für die Handlung im Heimatland der Wikinger getroffen. Lagertha und Harald befinden sich in einem offenen Konflikt miteinander, jetzt stößt auch noch Ubbe dazu, wobei noch nicht wirklich abzusehen ist, auf welcher Seite er sich einpendeln wird. Lagertha steht für Beständigkeit und kann auch friedliche Lösungen forcieren, was eher zu Ubbe passt. Anderseits hat sie seine Mutter Aslaug auf dem Gewissen. Harald ist wiederum extrem ambitioniert und wird früher oder später Lagertha ins Visier nehmen. Hat Ubbe genug vom Krieg oder geht er seinen Rachegedanken nach?
I have a dream
Bezüglich Harald muss erst einmal abgewartet werden, wie sein nächster Schritt aussieht. Die Rückkehr in sein tristes, überschaubares Heimatdorf ist nur bedingt glorreich, auch wenn er sich gebührend feiern lässt. Er wird nicht müde zu erwähnen, dass er ein großer Träumer ist und seine Ziele definitiv erreichen wird. Eventuell mit der Hilfe von Astrid (Josefin Asplund)? Diese ist mehr eine Gefangene, als dass sie sich dem zielgerichteten Wikinger komplett angeschlossen hätte. Ein wenig sieht man ihr aber schon an, dass sie verlockt ist, sein Angebot wahrzunehmen - auch wenn sie ihm an einer Stelle unsanft die Visage vermöbelt. Oder ist das vorgegaukelte Interesse ihrerseits nur ein Trick, um zu entkommen? Denkbar wäre es, doch wie bereits letzte Woche festgehalten verfügt „Träumer“ Harald über ein eigenwilliges Charisma und kann mit seinen ansteckenden Visionen durchaus verführerisch sein.
Better naked than dead
Im Großen und Ganzen ist dieser kurze Schwenk nach Skandinavien aber vor allem eine Art Statusupdate, ganz ähnlich wie die kleine Szene um Bjorn und Halfdan, die eventuell ihre Strategie anpassen sollten, um die vielen neuen und fremden Länder im Mittelmeerraum zu bereisen. Dieser Handlungsstrang steckt noch ein wenig in den Startlöchern fest. Hier nutzt man den kurzen Moment, um noch einmal zu verdeutlichen, wie ähnlich sich Bjorn und Halfdan sind, der sein Leben in vollen Zügen genießen will und darin die größtmögliche persönliche Befriedigung findet. Nicht wie sein Bruder, der auf Ruhm und Ehre aus ist. Somit verfestigt sich der Eindruck, dass der Bund zwischen Halfdan und Harald gelockert ist und ersterer tatsächlich völlig losgelöst von seinem Bruder auf dieser Reise ist.
Ebenfalls völlig losgelöst von allem und jedem ist Floki, der im „Land der Götter“ umherstreift und sich fragt, was ihn überhaupt hierher gebracht hat. In seinem Fieberwahn sieht er sogar einige mystische Gestalten, die seine Sinne vernebeln. Dass seine spontane Schwefelkur und generelles Unwohlsein hinter diesen Halluzinationen stecken könnten, ist ihm wahrscheinlich nicht einmal bewusst. Aber vielleicht ist es auch alles real, vielleicht ist das wirklich die Heimat der Götter und der gläubige Floki tritt nun in Kontakt mit ihnen. Das ist der Ort, an dem er seine letzte Ruhe finden wird, und Floki ist dankbar für dieses Geschenk. Diesen Gedanken möchte ich nicht unerwähnt lassen: Was, wenn Floki in Homeland tatsächlich stirbt? In einem Augenblick starrt er leblos gen Himmel, nur um dann auf fast poetische Art wiedererweckt zu werden. Ist er also schon längst ins Reich der Toten übergegangen? Oder wurde er auf wundersame Weise geheilt? Selbst wenn er dahingeschieden ist, hier kann er endlich sein. Und hat im Gegensatz zu allen anderen Charakteren in Vikings Frieden gefunden.
Author: Caroline Swanson
Last Updated: 1699137962
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